Elbe-Tourismus stellt Güterschifffahrt wirtschaftlich in den Schatten

Leserbrief von Dr. Ernst Paul Dörfler

Der sehr informative MZ-Artikel vom 5.3. 16 „Der Elberadweg bringt Millionen“ veranlasste mich zu weiteren Recherchen. Festgestellt wurde in dem Beitrag, dass die Fernrad-Touristen auf dem Elberadweg 2015 allein in Sachsen-Anhalt (300 Elbkilometer) laut Magdeburger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide für ein Umsatzvolumen von 127,5 Millionen Euro gesorgt haben.

Diese Zahl von 127,5 Mio Euro Umsatz macht die Beliebtheit des Elberadwegs deutlich. Die Touristen sind begeistert von der Landschaft, weil sie so einzigartig in Deutschland ist. Nicht von ungefähr ist der Elberadweg seit 11 Jahren mit Abstand der beliebteste Fernradweg ganz Deutschlands. Die Flusslandschaft an der Elbe ist bietet Naturräume wie auch Naturerleben im Überfluss, so etwas gibt es anderswo nicht mehr, weder an Rhein, Main, Donau oder Weser.

Um den Gesamtnutzen des Elberadweges entlang der freifließenden Mittel- und Oberelbe zu ermitteln, kämen noch die Einnahmen in den Bundesländern Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hinzu. Dieser Wert dürfte mit Sicherheit über 250 Mio. Euro pro Jahr liegen, Tendenz steigend.

Zum Vergleich: Der Umsatz der sechs Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO), darunter befindet sich auch der Hafen Roßlau, betrug im Jahre 2015 ganze 18 Millionen Euro (SZ online 03.02.2016). Der Hafen Aken gibt seinen Umsatz mit 3-4 Mio. Euro an, der Magdeburger Hafen mit 10 Millionen Euro pro Jahr. (Der Hafen Magdeburg wird allerdings ganz überwiegend über den Mittellandkanal und nicht über die Elbe angefahren und ist somit kein echter Elbehafen). In einer vergleichenden Betrachtung kommt man zu dem Ergebnis, dass das wirtschaftliche Gewicht des Elbetourismus das der Güterschifffahrt um rund eine Zehnerpotenz übertrifft!

Vor diesem Hintergrund sollte schon aus rein wirtschaftlichen Gründen alles versucht werden, dieses Naturkapital Elbe zu bewahren. Das bedeutet, dass vor allem die Sohlerosion gestoppt werden muss. Eine fortgesetzte Austrocknung der Auenlandschaft wäre ein ökologischer Qualitätverlust und ist nicht hinnehmbar. Eine Vertiefung der Elbe auf Kosten von Natur und Landschaft muss definitiv ausgeschlossen werden – aus purer ökonomischer Vernunft.